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Oktober 2010 |
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Meinungsfreiheit und Erpressung |
Ein
Gedankenspiel. |
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Der Brasilianer Fernando Motolese produziert und veröffentlicht parodistische Videos, die den offiziellen Werbebotschaften großer Unternehmen verblüffend ähnlich sehen (1). Unter Hinweis auf eine bei YouTube stark frequentierte und nicht gerade freundliche Produkt-Darstellung fragt er auch 'mal gerne beim Hersteller nach einer Bezahlung für jeden YouTube-Download an. Er müsse von irgendetwas leben und habe noch ein paar Parodien in der Hinterhand, die richtig gemein sind, noch mehr Besucher anlocken und das Ansehen des Unternehmens so richtig in den Boden rammen könnten. Man nennt das Erpressung und die ist nicht nur in Deutschland strafbar. Andererseits: Videokunst ist Kunst und die Kunst ist als besondere Form der Meinungsfreiheit besonders frei. In den USA mehr noch als in Deutschland. Das betroffene Unternehmen hat vier Möglichkeiten: Es startet eine Gegenoffensive - "alles gar nicht wahr" - und macht sich abgrundtief lächerlich. Es klagt den Mistkerl in den Ruin. Das könnte funktionieren, könnte aber vorübergehend schmerzhafte Imageeinbußen verursachen, die vom Aktien(un)markt abgestraft werden. Es geht darauf ein. Man dealt. Dabei kommt es darauf an, dass die eigenen Anwälte den Mistkerl derart die Schlinge um den Hals legen, dass er ganz kleinlaut wird. Man setzt einen Terminator auf den Mistkerl an.
Wenn wir
schon bei Parodien, Satiren und anderen überzeichneten Kunstformen sind:
Welche der vier Handlungsmöglichkeiten favorisieren Sie? |
Ein proaktives Krisenmanagement würde wohl alle vier Optionen ausprobieren. Kurzfristig geht es um die positive Außendarstellung. Die wird nicht deshalb besser, weil man gegen unhaltbare Vorwürfe wettert. Viel besser ist es, mit gleicher Waffe zurück zu schlagen. Mit Ironie, Sarkasmus und Übertreibung. In Motoleses Parodie brennt das Innere eines Autos. In der gegnerischen Antwort explodiert es, wobei eine Puppe mit Moloteses Merkmalen durch die Luft fliegt. Man analysiert ganz genau die rechtlichen Grenzüberschreitungen der Parodie und klagt gegen diese Extrempunkte. Am besten klagt man aber nicht gegen Motolese, sondern gegen Stellvertreter wie YouTube oder andere. Die ihrerseits rufen Motolese zur Ordnung . Gleichzeitig ist eine Agentur damit beschäftigt, alle Schwachstellen im privaten, finanziellen und professionellen Umfeld des Motolese zu erkunden. Dabei geht es zunächst nur darum, Angriffspunkte zu erkennen, die bei den Verhandlungen genutzt werden können.
Wenn Motolese aber seine Hausaufgaben gemacht hat und keine
Angriffspunkte bietet, dann bleibt noch der Terminator. Er ist moralisch
und unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten völlig undiskutabel. Wenn es
jedoch um wirklich große Geschäfte geht ... |
Anmerkungen | ||
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Cyberfahnder | ||
© Dieter Kochheim, 11.03.2018 |