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November 2010 |
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ZEIT-Krimis |
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Lehr (3) geht von einem Störfall im Kernforschungszentrum CERN aus. Etwa drei Dutzend Leute werden dadurch mit Zeitblasen versehen und bilden damit persönliche Inertialsysteme. Während sie in ihrer Blase ein Jahr erleben, vergeht in der Außenwelt nur eine Sekunde. Der Störfall begab sich im Sommer und zur Mittagszeit. Die Inertialisierten klauen sich ihre Lebensmittel zusammen, verhöhnen und missbrauchen die nahezu bewegungslosen Normalzeitmenschen und bringen sich gelegentlich auch gegenseitig um. Lehrs Protagonist durchwandert Deutschland, erwischt seine Lebensgefährtin inflagranti und schafft es am Ende nicht, zusammen mit seinen Leidensgenossen in die Normalzeit zurück zu kehren.
Der Verlag lobt Lehrs Sprachkunst und tatsächlich schreibt er kunstvoll
und gedrechselt. Er kommt nur nicht zur Sache und behilft sich lange
Strecken hinweg mit Andeutungen und wohlformulierten Hinhalten. |
Er platzt nicht, sondern verpieselt sich. Lehrs Inertialsysteme koexistieren, ohne als physikalische Systeme zu interagieren. Zunehmende Trägheit bei hoher Geschwindigkeit kennt er nicht. Der Roman geht nur weiter, weil der Autor weiter fabuliert. Das ist kein Krimi, das ist keine Science Fiktion, das ist ein hochgestochener Wortbrei. Immerhin habe ich gelernt, dass die Zahl 42 nicht nur die Antwort auf alle Fragen ist, sondern im japanischen Kulturkreis auch die Zahl des Todes.
Warum sich der ZEIT-Redakteur Max Rauner im Anhang auch noch eine
nichtssagende Würdigung abringt, ist eine andere Frage, die ich nicht
vertiefen möchte. |
Fidelma ermittelt | ||
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Der Roman endet mit einem herrlichen Showdown, wie man ihn von allen modernen Kommissaren kennt, wo sie ihre Erkundungen, Bewertungen und Ergebnisse präsentieren und dabei nebenbei die Täter aus der Reserve locken. Das Umfeld ist ein Kloster und die handelnden Personen sind vor allem Aristokraten und Geistliche. Beiden ist Bildung nicht abzusprechen. Ihre kulturellen Wurzeln sind regional und römisch und die römische Kultur war im siebten Jahrhundert genial. Schauen wir uns jedoch um: Zu der Zeit gab es noch kein Nibelungenlied und keinen germanischen Siegfried. Ihre Quellen gehen auf Siebenhundertdickemilch zurück. Beeindruckend als Persönlichkeitsstudie ist mir der simple und dennoch gewandte Simplizissimus und der lebte 900 Jahre später. Die Frau ist mir zu gewandt, zu intellektuell und zu modern. Sie hat den Charakter eines William von Baskerville, den Umberto Eco in das vierzehnte Jahrhundert verpflanzt hat. Das Buch ist ein Krimi und lesenswert. Seine Protogonisten scheinen
mir jedoch nur in einer historischen Umgebung zu spielen, ohne jedoch
als Zeitzeugen beobachtet zu werden. |
Ich werde mir deshalb keine weiteren Bücher aus den beiden Serien
kaufen. |
Anmerkungen | ||
(2) ZEIT-Edition »Historische Kriminalromane«
(3)
Thomas Lehr, 42, Zeitverlag Gerd Bucerius 2009;
(4)
Peter Tremayne, Das Konzil der Verdammten, Zeitverlag Gerd Bucerius
2010; |
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Cyberfahnder | ||
© Dieter Kochheim, 11.03.2018 |