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Dezember 2010 |
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graue Bezahlsysteme |
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Den Leuten geht es aber darum, Geld einzusetzen und Spielgewinne zu realisieren. Ihr Interesse ist dasselbe, das auch für die Underground Economy leitend ist: Geld schnell verschieben und realisieren. Deshalb ist die Rubrik Kasse besonders interessant, weil hier verschiedene kommerzielle Bezahlsysteme beschrieben und bewertet werden. Überweisungen dauern zu lange. Die Zocker empfehlen statt dessen Web-Wallets von MoneyBookers oder Neteller. Das britische Unternehmen
MoneyBookers
bietet
verschiedene Transaktionsformen an, neben dem
normalen Giroverkehr auch den
Geldtransfer per Computer und Kreditkarte auf Guthabenbasis sowie
das
eWallet. Es setzt ein Guthaben voraus und bietet eine verzögerungsfreie
Verrechnung mit dem Konto eines anderen Kunden bei MoneyBookers an. Das ist so
ähnlich wie früher bei
eGold und anderen Verrechnungssystemen auf Edelmetallbasis. |
WebMoney
beschreiben die Zocker zurückhaltend und liebevoll. Zurückhaltend insoweit,
weil zu den Transaktionen keine richtigen Details genannt werden.
Andererseits ist das Verrechnungssystem russisch konsequent: Eine Anweisung
kann nicht rückgängig gemacht, aber mit einem Kennwort geschützt werden. Das
erfährt der Partner erst dann, wenn er seine Leistung erbracht hat. Bei 4,5
Millionen Nutzern weltweit läppern sich auch die Gebühren in Höhe von 0,8 %
pro Verfügung. In Hackerkreisen wird der Dienst als zu teuer empfunden. Normale Keditkarten sind die einfachste Methode zur Zahlung. Gewinne lassen sich mit ihnen nur schlecht realisieren. Dazu muss man dann wieder auf eines der anderen Systeme zurück greifen oder auf eine Kreditkarte auf Guthabenbasis. Ganz schick ist die Sofortüberweisung.
Diesem Veranstalter übergibt man einfach die Zugangsdaten zu seinem
Onlinekonto samt PIN und TAN und er wickelt damit eine für den Partner
sichere Überweisung ab. Ein noch besserer Hilfsdienst für das Phishing
ist kaum denkbar. |
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Leistungen | |||
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Transaktionssicherheit: Schnelle Verrechnung und Verfügbarkeit von Valuten. Führend sind dabei die geschlossenen Verrechnungssysteme, die klassische Kontokorrentkonten für angemeldete Kunden anbieten, und Treuhandsysteme wie PaysafeCard und ukash, die digitale Bezugsscheine herausgeben.
Valutierung: Transaktionen zum Verrechnungssystem und Realisierung des
Zugangs. Die Speisung bei den nicht mehr relevanten
Edelmetall-Verrechnungssysteme ging einfach per Western Union oder ganz
normalen Zahlungssystemen. Nur die Auszahlung war kompliziert, weil sie
über nationale Edelmetall-Händler erfolgte, die nicht nur rar waren,
sondern auch ihren eigenen Schnitt machen wollten. Dank der jetzt
üblichen Kreditkarte auf Guthabenbasis ist das kein Problem mehr. Die
Herausgeber verdienen sich dumm und dusselig an den Gebühren, aber die
Täter ziehen die Beute aus dem Geldautomaten um die Ecke. |
Verkehrssicherheit: Treuhandfunktionen bieten PayPal und zum Beispiel WebMoney und PaysafeCard, weil sich ihre Transaktionen mit einem Kennwort schützen lassen. Nur wer es kennt, kann auch den Erlös erlösen. Daraus folgt das fünfte Problem:
Verfolgbarkeit: Die grauen Systeme pflegen Anonymität und ihre Kunden
schätzen das. Wenn sie bemakelte (zB unversteuerte) Gewinne und
kriminelle Beute sichern wollen, dann sind wucherische Gebühren und die
Gefahr des Totalverlustes (unangenehm, aber) akzeptabel. |
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grauer Markt | |||
In den letzten Jahren entstanden immer mehr kreative Transfersysteme mit Schnittstellen zum normalen Zahlungsverkehr. Die Kreditkarte auf Guthabenbasis ist das beste Beispiel dafür: Master als globales Verrechnungssystem auf Institutsebene hat sich darauf eingelassen und überhaupt nicht gemerkt, welchen Sprengstoff das Geschäftsmodell birgt. Über kurz oder lang kann Master denselben Imageverlust erleiden wie Western Union. Vouchers von PaysafeCard und ukash haben dieselbe Qualität. Sie sind Wertpapiere, die ihre Sicherheitsmerkmale nicht körperlich tragen, sondern durch digitale Codes sichern. Sie sind global verfüg- und unkontrollierbar. Das verspricht kurzfristig gute Gewinne und langfristig schwere Regulierung. Was mich
ärgert, ist die gespielte oder blasierte Unbekümmertheit von
"Modellanbietern", die Dank ihrer dagobertschen Pupillenverformungen in
Dollarform jede kritische Risikobewertung unterlassen. In ihren
Kalkulationen finden wir exponentielle Kurven, die perspektivisch den
Einsatz von Risikokapital rechtfertigen. Echtes Risikomanagement, das
auch die Fragen nach der sozialen Verträglichkeit (und dem damit
verbundenen Sprengstoff) und der Missbrauchsgefahr bewerten, werden wir
dort nicht finden. |
Einfache Lösungen für die Transaktionssicherheit, Valutierung und Treuhandmechanismen sind für den Leistungsaustausch im Internet nötig und von der Finanzwirtschaft zu spät entwickelt worden. Zu lange hat sie nur Sprechblasen zum Micropayment abgesondert, ohne sie ernsthaft umzusetzen. In die Bresche sind PayPal und mit mäßigem Erfolg ClickandBuy gesprungen. Dagegen ist nichts zu sagen. Vouchers und andere unregulierte Bezahlsysteme beweisen, dass ein Markt für anonyme und globale Verrechnungs- und Auszahlungssysteme besteht, die auch ein gefundenes Fressen für die Beutesicherung und Geldwäsche der Cybercrime sind. Das beweisen nicht zuletzt die innovativen Angebote, die bevorzugt in Carder-Kreisen angeboten werden und Transfers zwischen den verschiedenen Bezahlsystemen ermöglichen: Konvergenz auf dem Schwarzmarkt. Sie können auch mit unattraktiven Gebühren bestehen, weil sie nur die
Beute schmälern, nicht aber gefährden. Um sie zu erlangen müssen die
Täter nur noch zum nächsten Geldautomaten einer normalen Bank gehen. |
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Cyberfahnder | |||
© Dieter Kochheim, 11.03.2018 |