Vermögenstransfer 5 |
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neuartige Finanzdienste |
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Zahlungen ins Ausland
bargeldloser Zahlungsverkehr
Auslandszahlungen per Bargeldtransfer
Internet-Finanzdienste
neuartige Finanzdienste
Perspektiven
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Verrechnung mit Edelmetallen
Linden Dollars
Glückspiele
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Die
Bezahlsysteme für das Internet lehnen sich sehr eng an die klassischen
Systeme des Geldverkehrs an. Ganz neue Wege gehen e-gold und der
Linden-Dollar.
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Verrechnungssysteme auf der Basis von
Edelmetallen |
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e-gold
(
E-Gold), e-silver und e-platinium
sind Verrechnungssysteme,
die ihren Kunden die Wertdeckung
mit Edelmetallen versprechen und
weltweite, unmittelbare Transaktionen ermöglichen.
Die Konten werden auf Guthabenbasis
nicht in Währungseinheiten, sondern
in Edelmetallmengen geführt, so dass
die örtlichen Wechselkurse schwanken, weil sie von
den aktuellen Weltmarktpreisen abhängen.
Ihr Anbieter ist die US-Firma e-gold Ltd. mit
Sitz auf der Karibikinsel Nevis, die (nach einer früheren Eintragung bei
Wikipedia) aus dem
dortigen Handelsregister 2003 wieder gelöscht worden sein soll, weil die jährliche Registrierungsgebühr
von 220 US-$ nicht bezahlt
wurde. Das Unternehmen verspricht die
Deckung aller Einlagen mit ihren Nennwerten
durch Edelmetalle, ohne dass eine effektive
Staatsaufsicht oder Prüfung durch eine
anerkannte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
bekannt geworden ist. Die Edelmetall-Verrechnungssysteme sollen sich jedenfalls
in Hackerkreisen einer steigenden Beliebtheit erfreuen
und scheinen (zunächst) zu funktionieren. |
Es handelt
sich um reine Verrechnungs-, also Wertausgleichs- und -buchungssysteme. Das
wirtschaftliche Konzept dahinter kann prinzipiell funktionieren, weil
der Betreiber eine Jahresgebühr von 1 % und weitere Gebühren vom
Wertempfänger und bei der Auszahlung (in Edelmetall) verlangt. Auch die
Wertsicherung ist nachvollziehbar, wobei das Guthaben zunächst in Geld
bezahlt und darauf ein Gegenwert in Edelmetall beschafft werden muss.
Die Auszahlung hingegen ist etwas umständlich, weil der Kontoinhaber
entweder Edelmetall per Post oder eine Zahlung in Geld (nach Abzug einer
Gebühr) von einem Edelmetallhändler erhält.
Mit diesen Einschränkungen eignen sich die
Edelmetall-Finanzsysteme vor Allem für zirkulierende Verrechnungen,
bei denen es gar nicht um die Realisierung von Geldwerten, sondern um
die Bezahlung anderer Dienst- oder Warenleistungen geht, aus denen dann
der Wert geschöpft wird.
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Der Nachteil der
Edelmetallkonten ist die fehlende Kontrolle der
Leistungsfähigkeit, Solvenz und Zuverlässigkeit der Betreiber. Sie
unterliegen keinen Auflagen, keiner Aufsicht und keinen
Rechnungslegungspflichten. Ihre Wertsicherung in Edelmetallen wird von
niemanden geprüft oder (politisch oder wirtschaftlich) rückversichert
und ihre Leistungsfähigkeit und ihre Zusagen können nicht überprüft
werden. Hasadeuren, Spielern und kriminellen Gewinnlern seien sie
deshalb anempfohlen.
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Ihr Vorteil für "Netzbewohner",
die also ihre überwiegenden Geschäftsaktivitäten im Internet abwickeln,
ist augenscheinlich. Sie bekommen den Lohn für ihre Dienste
gutgeschrieben und können ihre Aufwendungen, soweit sie sich ebenfalls
auf Netzleistungen (Server, Traffic, Daten) beschränken, mit gleicher
Münze bezahlen - weltweit, sofort und werthaltig. Nur die Realisierung
des Gewinns für die normale Lebensführung hapert etwas
(1). |
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Linden Dollars |
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Das
Second Life
hat rund 5,5 Millionen Einwohner
und erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit.
Sein berühmtester deutschsprachiger
Neubürger ist sicherlich Reiner Calmund,
der dort seit dem 09.05.2007 als dickbäuchiger
Avatar eine eigene Insel (Calli Island) mit
Fußballstadium belebt, dessen Banden noch
mit Werbung bestückt werden sollen. Das
lässt Einnahmen erwarten
(2). Infolge seiner
Beliebtheit kämpft der Onlinedienst aber mit
Kapazitätsengpässen
(3) und kinderpornographischen
Angeboten
(4).
In der virtuellen Welt von Second Life bezahlt man für virtuelle
Grundstücke, Extraausstattungen und -dienste mit Linden-Dollars
(5). Der
Wechselkurs beträgt 395 L$ =
1 € (Stand: September 2007). Mit Grundstücksspekulationen und
dem Angebot virtueller Leistungen lassen
sich auch in der virtuellen Welt Gewinne erwirtschaften,
die von der Betreiberfirma LindenLabs
auf weltweit verteilte Konten ausgezahlt
werden. Die Bewohner der virtuellen
Welt können ihre eigenen Konten mit Guthaben
ausstatten und es wieder auszahlen lassen
(6)
. |
2006 rzielte das Unternehmen einen
Umsatz von weniger als 11 Millionen US-$
(7).
Eine staatliche Aufsicht oder fachmännische
Kontrolle ist ebenso unbekannt wie bei den
Verrechnungssystemen auf Edelmetallbasis.
Eine Einlagen- und Bestandssicherung ist
damit nicht garantiert
(8).
Dennoch lassen sich
Geldtransaktionen
auch über den Umweg eines Verrechnungskontos
in L$ durchführen – solange das System
stabil bleibt.
Zweifel
daran sind angebracht. Das "Bankenwesen" im Second Life veranstaltet der
Betreiber nicht durchgängig selber, sondern überlässt es anderen
Privatleuten, die auch schon Bankrott gegangen sind (
Bankenkrach in der Zweiten Welt).
Insgesamt lässt auch das Interesse an Second Life nach
(9). |
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Das Second
Life ist das erste allgemein bekannte und genutzte Modell für eine
virtuelle Welt. Es zeigt, dass es sofort eine eigene Ökonomie entwickelt,
die ein Abbild von der "realen" Welt darstellt und ihre Verbindungen zu
ihr hat. Die virtuelle Welt eignet sich deshalb auch als
Transportschicht für Vermögensbewegungen, die zunächst aus der realen
Welt kommen und auch wieder zu ihr zurückkehren. Wenn das ökonomische
Modell funktioniert, dann kann das Vermögen vorübergehend in der
Virtualität verbleiben.
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Glückspiele |
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Im
Zusammenhang mit großen Geldumsätzen
haben sich eine Reihe von Kapitalkonzentrationen
wegen Internet-Dienstleistungen
gebildet, die erhebliche Vermögenswerte
einnehmen und wieder auskehren.
In erster Linie gilt das für Online-Kasinos. Ihr
Markt ist unübersichtlich und riesengroß.
Zum Stichwort „Online-Kasino“ bietet Google
weit mehr als eine Million Treffer an.
Für das echte Glückspiel müssen die Spieler
zunächst ein Guthabenkonto einrichten, auf
das in laufender Rechnung die Einsätze und
Gewinne gebucht werden. Von Western Union, jedenfalls in den USA, ist
berichtet worden ist, dass es Überweisungen an ausländische Online-Kasinos
durchzuführt.
Eine Kontrolle des Betriebs von Online-Kasinos oder eine Aufsicht
über die Zahlungsströme, die sie bedienen, findet in aller Regel nicht
statt, wenn sie außerhalb von Europa oder Nordamerika niedergelassen
sind.
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Online-Kasinos
gehören sozusagen zum "Nachtleben" des Internet. Ihr Reiz ist der Gewinn
- für den Betreiber wegen der verlorenen Einsätze und für den Spieler
wegen der erhofften Spielgewinne.
Einer Auszahlung von einer Spielbank sieht man nicht an, ob es sich
tatsächlich um einen Gewinn handelt oder um ein kurzzeitig geparktes
Guthaben. Der Spieler kann nach wenigen Einsätzen sein Guthaben einlösen
und an eine Bankverbindung irgendwo in der Welt auszahlen lassen.
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Anmerkungen |
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(1)
Warum fällt mir an dieser Stelle - beim wiederholten Lesen immer wieder
- die nicht ganz passende Sequenz von
Dietrich Kittner ein? Sinngemäß:
An dieser Stelle meldet sich immer ein Schlaumeier aus dem
Publikum und der ruft:
>Härr Kittner! Sie müssen nicht in Netto, sondern in Brutto
rechnen!<
Leute. Geht in die nächste Kneipe und versucht mal, mit Euren
Abzügen ein Bier zu bezahlen!
Stille.
(2)
Das "zweite Ich" des Reiner Calmund,
stern.de 09.05.2007.
(3)
blogrolle.net, Second Life Maschinenraum.
(4)
Second Life sperrt Nutzer wegen
kinderpornographischer Darstellungen
aus, Heise online 10.05.2007
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(5)
Second Life, Zahlungsmittel;
Linden Dollar.
(6)
Fabian Parusel, Second Life: Die ersten
Schritte in einer anderen Welt, netzwelt.de.
(7)
Second Life brachte 2006 vermutlich weniger als 11 Millionen US-Dollar
Umsatz, Heise online 26.03.2007
(8)
Second Life, Fehlende Haftung ...
siehe auch
Betrug
mit alternativen Bezahlsystemen
(9)
Studie: Nur drei Prozent der Deutschen leben häufiger ein Second Life,
Heise online 31.08.2007
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Cyberfahnder |
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© Dieter
Kochheim,
11.03.2018 |