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Juli 2008
Telekommunikation, Internet 29.07.2008 Suchmaschinen
zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift Cuil. Masse ohne Klasse
 

 
Cuil wirbt damit, als neuartige Suchmaschine über die meisten Indizes zu verfügen. Das sind die Datensätze in der Datenbank, auf die die Suchmaschine bei einer Anfrage zurückgreifen kann.

Google hat inzwischen mehr als eine Billion Internetadressen gefunden (URL) (1), aber längst nicht alle indexiert und in seinen Datenbestand übernommen. In dem Index befänden sich "nur" 30 bis 50 Milliarden (2). Cuil kontert mit 120 Milliarden Indizes.

Als die Suchmaschine - gestern - erstmals verfügbar war, stürzte sie ab (3).

Auch der heutige Praxistest ist ernüchternd. Cuil liefert tatsächlich sehr viele Suchergebnisse, die aber keinen Aussagewert haben und von denen ich beim besten Willen nicht verstehe, was ich mit ihnen anfangen soll. Darunter sind mir besonders Ergebnislisten von semager aufgefallen, die sich verwandten Begriffen widmen, aber mit dem Suchwort nichts zu tun haben. Diese Suchmaschine mag interessant sein, wenn meine Suchwort-Kreativität nachlässt, aber in aller Regel überlege ich schon, welche Suchworte ich kombiniere oder in einen String packe (4).

Andere Treffer scheinen hoffnungslos überaltet zu sein und erinnern an den Datenbestand von alltheweb.com, der auch nicht mehr überzeugen kann.

Google und ich haben uns hingegen irgendwie aufeinander optimiert.

Cuil kann das - jedenfalls noch nicht - toppen.
 

 
25.08.2008: Zu dem ernüchternden Ergebnis kommt jetzt auch Erica Naone in (5): Am ersten Tag kämpfte das Angebot mit Serverproblemen und war längere Zeit nicht erreichbar. Wenn Cuil dann einmal funktionierte, spuckte die Suchmaschine für häufig nachgefragte Begriffe zwischenzeitlich gar keine Ergebnisse aus oder zeigte Irrelevantes oder Altes auf der ersten Seite.

Cuil kämpft noch immer mit dem Problem, seine vielen Indexe wirklich so zu präsentieren, dass der Anwender etwas damit anfangen kann. Den Anbietern fehlt eine funktionstüchtige Relevanzprüfung.

Naone stellt daneben das Konzept von True Knowledge, das sich am Wissensmanagement (6) orientiert. Deren Datenbank und Verwaltungsapplikation soll solche Fragen beantworten können wie: Wer war Präsident, als Barack Obama ein Teenager war?

Das überzeugt mich nicht, weil ich solche Fragen nicht stelle. Wenn ich sie hätte, würde ich zunächst nach den biographischen Daten des Anwärters (7) und dann nach den Amtszeiten der US-Präsidenten suchen (8) und fände vier Personen (9).

Unscharfe Fragen provozieren jedoch unscharfe Antworten.

Eine Kontextsuche würde mich begeistern, wenn sie die Treffer zu mehrdeutigen Suchworten nach ihren Sinnzusammenhängen gruppiert und ich den Kontext aussuchen könnte, der mich interessiert. Aber das erreiche ich bisher auch nur durch pures Handwerk (10).
  

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(1) Google zählt mehr als eine Billion Webadressen, Heise online 26.07.2008

(2) Neue Suchmaschine Cuil will Google übertrumpfen, Heise online 28.07.2008

(3) Cuil: Google-Konkurrenz mit riesigem Index, tecchannel 29.07.2008

(4) Suchmaschinen

(5)  Erica Naone, Stolpernder Google-Killer, Technology Review 25.08.2008
  

 
(6)  Warnung vor Google,
Knol. Die andere Strategie

(7) Barack Obama

(8) Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten

(9) Richard M. Nixon, Gerald Ford, Jimmy Carter und Ronald W. Reagan, der den Anwärter aber mehr in seiner Zeit als Twen als Präsident begleitet hat.

(10) Suchmaschinen. Begriffe ausschließen
 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018