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Archivierung  
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18.02.2008 archivfeste Formate
18.12.2007 Weltkulturerbe im Leibniz-RZ
14.12.2007 Handlungsleitfaden
  Informations- und Wissensmanagement
21.03.2008 Data Mining: Auswertung von Daten
14.12.2007 "Kryptodebatte" seit 200 Jahren
08.12.2007 Signaturen und Identitätskontrolle mit openID
28.11.2007 digitale Weltbibliothek
08.11.2007 Googlen in Bayerischer Staatsbibliothek
29.10.2007 Kommunikationsflut
08.10.2007 Rekonstruktion verfremdeter Bilder
24.09.2007 mediale Namensnennung
04.09.2007 Bilder gegen die Zensur
23.08.2007 gegen das digitale Vergessen


 
14.12.2007: Die Themenseite Archivierung geht auf den Beitrag gegen das digitale Vergessen zurück und mündet schließlich im Informations- und Wissensmanagement.

19.06.2009: Die Auflage 2 des nestor-Handbuchs "Eine kleine Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung" ist erschienen.

Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung erschienen, Heise online 05.06.2009;
Heike Neuroth u.a., Eine kleine Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung, nestor Juni 2009
 

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18.02.2008: Uwe Borghoff von der Universität der Bundeswehr in München warnt vor Datenverlusten, die durch nicht dauerhafte Datenträger und undokumentierte Dateiformate entstehen können (1).

Die Mahnung ist nicht neu und wird dadurch auch nicht falsch.

Ich habe einen USB-Stick (2), der seit sechs Jahren solide speichert und gelesen werden kann. Er trägt einen aus der Musikbranche bekannten Markennamen. Ein anderer, preisgünstiger, gab seinen Geist nach ein paar Monaten auf. Ein dritter überlebte in der Hosentasche meines Sohnes einen Waschgang - kurzfristig.

CDs und DVDs (3) sind mit organischem Material beschichtet, in das der Laser des Brenners Vertiefungen einbrennt. Je nach Feuchtigkeit, Licht und Wärme der Umgebung verändert sich die Oberfläche. Selbst die ersten industriell gefertigten CDs, die ohne Biomaterial mit erheblich leistungsfähigeren Geräten hergestellt wurden, sind heute nicht mehr lesbar.

Die pingeligsten Testformate waren die frühen von Word. Adobe's PDF (4), die Grafikkompression von JPG (5) und von vielen anderen Multimediaprogrammen stehen dem in nichts nach. Sie brauchen "ihr" Programm (Editor) und lassen sich von keinem anderen lesen.

 
Wie schön waren die Zeiten, als wirklich wichtige Überlieferungen auf Stein gemeißelt wurden. Seit etwa 150 Jahren werden Bücher mit säurehaltigem Papier gedruckt, das langsam zerfleddert.

Zwei Lehren aus der Vergangenheit verheißen einen Lichtblick. Eine ist alt und wurde in speziellen katholischen Klöstern gepflegt: Kopieren und aktualisieren. Beim Aktualisieren wurde häufig leider auch interpretiert, so dass die Quellenrichtigkeit auch unter diesem Gesichtspunkt geprüft werden muss. Sei es drum.

Wegen der digitalen Überlieferung kann man nur zwei Ansätzen eine echte Zukunftssicherheit zusprechen. Obwohl ich mich lange dagegen ausgesprochen habe: Die Archivare haben recht. Bilder sollten in einem sklavisch pixelgenauen Format (TIFF, 6) überliefert werden. Es garantiert, dass jeder einzelne Bildpunkt genau definiert und wieder realisiert werden kann. Das ermöglicht es auch künftigen Programmen, die Informationen zu rekonstruieren.

Schwieriger ist das bei Texten. Ganz schlimm ist das PDF-Format (2). Ihm geht es um Druckgetreue und um die spiegelbildliche Wiedergabe papierner Dokumente. Dazu ist es genial.

Um den textlichen Inhalt kümmert es sich wenig. Spaltenweise aufgebaute Dokumente interpretiert es lustig durcheinander und platziert Informationsinselchen gerne 'mal irgendwo hin. Vor Jahren sollte eine Langzeitversion entwickelt werden, von der ich lange nichts mehr gehört habe. 

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Dagegen ist XML (7) ein revolutionäres Konzept. Es trennt Inhalt und Form und lässt sich dadurch eine langfristige Hintertür offen. Selbst wenn künftige Interpreten nicht mehr wissen, was eine Überschrift oder die Fettschrift sind, bleibt davon der Container mit dem schieren Text unberührt. Er enthält nur Text. Wenn der einfache Code (ASCII; 8) für die Textinterpretation erhalten bleibt, dann bleibt sein Informationsgehalt auch dauerhaft lesbar oder wenigstens - wegen seiner Einfachheit - entschlüsselbar.

Die klassischen Lehren aus den überlieferten Quellen alten Wissens sind noch lange nicht in der digitalen Welt realisiert worden: Einfache Zeichen, die auch künftige Generationen durch Logik verstehen können, und dauerhafte Informationsträger.
 

(1) Rasante Entwicklung gefährdet digitale Daten, tecchannel 16.02.2008

(2) Universal Serial Bus

(3) Compact Disc Digital Video Disc

(4) Adobe Systems, Portable Document Format

(5) JPEG File Interchange Format

(6) Tagged Image File Format - TIFF

(7) Extensible Markup Language

(8) American Standard Code for Information Interchange
 

zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift nach oben Weltkulturerbe im Leibniz-RZ
 

 
18.12.2007: Das  Leibniz-Rechenzentrum - LRZ - in Garching sichert die Datenbestände der Münchner Hochschulen. Dazu betreibt es Archiv- und Backupsysteme mit einem Fassungsvolumen von 2,3 PByte (Petabyte, 2.300 TeraByte oder 2.300.000 GigaByte).

In einer bereits seit 2005 bestehenden Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek - BSB - (siehe auch Googlen in Bayerischer Staatsbibliothek) soll jetzt ein Bibliothekarisches Archivierungs- und Bereitstellungssystem - BABS - in Betrieb genommen werden, das die Landzeitarchivierung digitaler Schriftwerke sichern soll.

Innerhalb der zweijährigen Projektlaufzeit von BABS wurden mehr als 19 Millionen Objekte mit einem Datenvolumen von über 36 TByte digitalisiert und im Archivsystem des LRZ gesichert. Die BSB verfügt somit über eines der größten und am schnellsten wachsenden elektronischen Langzeitarchive in Deutschland.
 

 
Im Juli 2007 startete in Zusammenarbeit mit der BSB ein Projekt zur Digitalisierung deutschsprachiger Drucke aus dem 16. Jahrhundert.

Bernd Reiner, Sicherung des Weltkulturerbes am Leibniz-Rechenzentrum, tecchannel 18.12.2007
 

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14.12.2007: Das Bundeswirtschaftsministerium hat einen Leitfaden zur rechtssicheren Archivierung herausgegeben, der sich in erster Linie an die öffentliche Verwaltung richtet. Die Grundsätze gelten auch für gewerbliche Archivstellen.

Am Anfang steht die qualitative Bestimmung der Dokumente, die archiviert werden sollen. Der Leitfaden benennt dazu eine Reihe von gesetzlichen Aufbewahrungsvorschriften, die jedenfalls dann greifen, wenn von der körperlichen zur digitalen Archivierung übergegangen werden soll (Seite 13).

Maßgebend sind drei Ziele der Archivierung (Seite 15):

Integrität – Unversehrtheit der Daten.
 
Authentizität – eindeutige Bestimmung der Quelle der Daten.
 
Lesbarkeit – Sichtbarmachung der in den Daten enthaltenen Informationen. Ein elektronisches Dokument ist nur dann lesbar, wenn die notwendige Hard- und Software die Daten verarbeiten und ihre Informationen interpretieren und dem menschlichen Betrachter in lesbarer Weise präsentieren kann.
 

 
Die Probleme lauern im Detail. Im Hinblick auf die Technik müssen Strategien zu den eingesetzten Dateiformaten, der verwendeten Editoren und nicht zuletzt wegen der Datensicherung entwickelt werden (Archivzeitstempel, Sicherungsmittel, Redundanz, Backup, Löschkonzept).

Wirtschaftsministerium gibt Leitfaden zur rechtssicheren Archivierung heraus, Heise online 13.04.2007

Handlungsleitfaden zur Aufbewahrung elektronischer und elektronisch signierter Dokumente, BMWi August 2007



 

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Im Zusammenhang mit der Vertraulichkeit ist auch zu regeln, wer auf welche Daten zugreifen darf (Datenschutz, Geheimnisschutz, Sperren).

Die Zugangsregelung berührt nur einen wenn auch wichtigen Teil der Fragen zur Informationsverwaltung.

Im Hinblick auf das Informationsmanagement ist die Verfügbarkeit der Informationen angesprochen. Mit Suchmaschinen, Datenbanken und standardisierten Schlagworten können inhaltliche Kombinationen erstellt werden, durch die die Informationsmenge erst sinnvoll genutzt werden kann.

Während das Informationsmanagement im Schwerpunkt die Vertraulichkeit, die Zugangsregeln und die Erleichterung des Zugriffs auf Informationen betrifft, geht das Wissenmanagement einen Schritt weiter. Es hat den hohen Anspruch, Prozesse einzurichten, die die Sammlung und Dokumentation des Mitarbeiterwissens sichern, Standards für die Datenqualität einzurichten und schließlich Methoden für die optimale Datenauswertung und Kombination unterschiedlicher Datenquellen einzuführen.
 

 
Die optimale Datennutzung, die das Wissensmanagement (Knowledge Management) erstrebt, verlangt nach beachtlichen Aufwänden bei den Mitarbeitern (Dokumentationspflicht), für die Qualitätssicherung und die Datenpflege, die weit über über die Perspektiven der digitalen Archivführung hinaus gehen. Die Gestalt und der Umfang der Datenbasis sowie ihrer Pflege für das Wissensmanagement sind unternehmensstrategische Entscheidungen, die sich auf die Umstände, Anforderungen und Besonderheiten im Einzelfall beziehen. Das optimale Wissensmanagement ist kein Wert für sich. Es bietet die Chance, alle Informationen über und aus einer Organisation bereit zu halten, und die Gefahr, durch ein Überangebot von Informationen und veralteten Daten die Organisationsabläufe zu behindern.

Eine gute Planung, Umsetzung und Ablaufkontrolle (Revision) sind deshalb die obersten Gebote.

Erica Naone, Organisationstalent für den Schreibtisch, Technology Review 09.01.2008

Ben Schwan, Das nützliche Ignorieren, Technology Review 28.04.2008
 

zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift nach oben Data Mining: Auswertung von Daten
 

 
21.03.2008: widmet in Zusammenarbeit mit der Datenbankfirma Oracle eine Themenseite der Business Intelligence - BI, also der Sammlung, Bewertung und Auswertung von Daten (1, 2) und vor Allem dem Zusammenführen verschiedener Datenquellen (3). Die Technik der Datensammlung und -organisation wird in 7 Einzelbeiträgen beschrieben (4). Dieser Teil ist jetzt abgeschlossen.

Der zweite Teil widmet sich dem Datenmanagement (5), die dritte, am 16.04.2008 gestartete Staffel den BI-Methoden (5a) und die vierte seit dem 05.062008 den Berichtsmethoden (5b). Das Datenmanagement stellt Klaus Manhart mit praktischen Beispielen für die Methoden des Data Minings vor (6):

Eine datenbanktypische Methode ist die Ad-Hoc-Analyse mit dem Online Analytical Processing - OLAP (7). Dazu werden die Daten in einem multidimensionalen Datenwürfel, dem „Cube“, präsentiert. Auf diese Weise lassen sich die Daten aus unterschiedlichen Perspektiven und Detaillierungsstufen betrachten.
 

 
Data Mining-Werkzeuge sind (hingegen) darauf spezialisiert, unbekannte Muster und Zusammenhänge in größeren Datensammlungen zu finden. (8) Das Data Mining besteht aus einem ganzen Arsenal komplexer Methoden, die im Wesentlichen der Statistik, dem maschinellen Lernen, der Künstlichen Intelligenz und der klassischen Mustererkennung entstammen. (8)

Bei der Assoziationsanalyse werden Regeln entwickelt, die beschreiben, wie Datentypen zueinander in Beziehung stehen (z.B. Geschlecht - Alter - Einkommen). (8)

Die Clusteranalyse klassifiziert (hingegen) eine Datenmenge in verschiedene Teilmengen, die sich jeweils ähnlich sind. Die Ähnlichkeiten der Objekte innerhalb einer Kategorie sollen möglichst groß, zwischen den Kategorien gering sein. (8)

Ein schönes Beispiel: Banken können mit neuronalen Netzen aus bereits abgewanderten Kunden Merkmale extrahieren, die diese gemeinsam haben. Selektiert man über diese Faktoren Kunden des aktuellen Kundenbestands, erhält man die aktuell abwanderungsgefährdeten Kunden. Diese können dann gezielt „umsorgt“ werden. (8)
 
 

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(1) Überblicksseite Business Intelligence
Klaus Manhart, Business-Intelligence-Lexikon: Die wichtigsten Begriffe, 28.05.2008

(2) Grundlagen, 27.11.2007
Michael Philippenko, Business Intelligence mit begrenzten Mitteln, 28.05.2008

(3) Otto Neuer, Was ist eigentlich Datenintegration? 24.07.2007; besonders Seite 4: ETL: Extract - Transform - Load

(4) Business Intelligence s.u.

(5) BI-Datenmanagement s.u.
 

 
(5a) BI-Methoden s.u.

(5b) Berichtsmethoden s.u.

(6) Klaus Manhart, BI-Analysemethoden OLAP und Data Mining, 21.03.2008

(7) siehe (6), Seite 2: Ad-Hoc-Analyse: OLAP

(8) siehe (6), Seite 3: Data Mining – nach Mustern schürfen
 

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Business Intelligence
 

Mark Zimmermann, Erster Einstieg, 18.01.2008
Klaus Manhart, Datensammlung oder Data Warehouse, 23.01.2008
ders., Datenmodellierung – Relationale und Multidimensionale Modelle, 05.02.2008
ders., BI-Analysemethoden OLAP & Data Mining, 20.02.2008
ders., Berichts- und konzeptorientierte Analysesysteme, 27.02.2008
ders., Informationsverteilung und Wissensmanagement, 03.03.2008
ders., Erfolgreiche Strategien für die Einführung, 07.03.2008
ders., BI-Software-Tools, 09.04.2008
ders., Drei Fallbeispiele aus der Praxis, 24.04.2008
BI-Datenmanagement
 

Klaus Manhart, Datenaufbereitung durch den ETL-Prozess, 17.03.2008
ders., Das Data Warehouse, 25.03.2008
ders., Metadaten-Verwaltung, 21.05.2008
BI-Methoden
 

ders., Ad-hoc Analysen mit OLAP, 16.04.2008
ders., Data Mining Phasen und Vorgehensschritte, 30.04.2008
ders., Data Mining im Detail, 07.05.2008
ders., Text Mining und Web Mining, 14.05.2008
Berichtsmethoden
 

ders., Grundtypen und Techniken, 05.06.2008
ders., Kennzahlen, Dashboards und Scorecards, 11.06.2008
     
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28.11.2007: Das von mehreren, international verteilten Universitäten betriebene "Million Book Project" ... hat mehr als 1,2 Millionen Bücher digitalisiert, die nun online über die Webseite der Universal Library verfügbar sind.

"Digitale Weltbibliothek": Mehr als 1,2 Millionen Bücher digitalisiert und ins Internet gestellt, Heise online 27.11.2007

Ziel der Weltbibliothek ist, möglichst alle Bücher zu digitalisieren. Vor dem Jahr 1900 seien dies nur etwa 10 Millionen, insgesamt etwa 100 bis 300 Millionen.

Das größte ungelöste Problem sind die Urheberrechte an den aktuellen Werken. Siehe auch digitales Vergessen.
 


zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift nach oben Googlen in Bayerischer Staatsbibliothek

 

 

 
08.11.2007: Aufgrund eines Kooperationsvertrages wird die Bayerische Staatsbibliothek ihre urheberrechtsfreien Bestände dem Betreiber der Suchmaschine Google übergeben. Google hat zugesagt, die Werke in einer barrierefreien Form zu digitalisieren, sie in seine Suchfunktionen einzubinden und eine digitale Version der Staatsbibliothek für die eigenen dokumentarischen Aufgaben zur Verfügung zu stellen.

Klaus Ceynowa, Eine Million Bücher kostenlos online. Google digitalisiert Bücher der Bayerischen Staatsbibliothek, tecchannel 08.11.2007

Die Kooperation hat tatsächlich für beide Partner Vorteile. Google trachtet schon länger danach, wissenschaftliche und literarische Werke zu digitalisieren, um die Qualität und Menge seiner Suchergebnisse zu vergrößern. Hinzu kommt, dass sich Google dadurch exklusiv von konkurrierende Suchmaschinen abheben kann, weil die digitalisierten Druckwerke nicht woanders im Internet verfügbar sind.

Die Bayerische Staatsbibliothek hat auch die Aufgabe, ihre Bestände nicht nur barrierefrei, also besonders auch für Sehbehinderte, zur Verfügung zu stellen, sondern überhaupt vor Zerfall dauerhaft zu sichern.
 

 
Besonders gefährdet sind die Druckwerke seit dem neunzehnten Jahrhundert, weil seither für die Papierherstellung Säuren verwendet werden, die es unter dem Einfluss der Luftfeuchtigkeit nach und nach zerfressen und zerfallen. Durch die Digitalisierung werden wenigstens die Inhalte für die Nachwelt gesichert.

Drei Aspekte lassen das Projekt als besonders interessant erscheinen:

1. Es sollen besonders auch Handschriften digitalisiert werden. Deren elektronische Aufbereitung macht für Google nur Sinn, wenn sie nicht als Grafiken zur Verfügung stehen, sondern tatsächlich als binärer Code, der suchmaschinengeeignet ist. Das ist durchaus eine anspruchsvolle Aufgabe.

2. Schon jetzt leistet die Bayerische Staatsbibliothek mit ihrem seit Jahren laufenden Digitalisierungsprojekt eine Aufgabe mit Vorbildcharakter. Mit Googles Beteiligung wird das Ganze zu einem technologisch anspruchsvollem Großprojekt.

3. Das Projekt führt zur Allgemeinverfügbarkeit von Informationen aus klassischen Quellen und gleichzeitig zu ihrer Bewahrung und Langzeitverfügbarkeit. es wirkt dem digitalen Vergessen entgegen.

... und das ist gut so!
 

zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift nach oben Kommunikationsflut
 

 
29.10.2007: Die Erreichbarkeit von Informationen als solche ist keine qualitative Verbesserung. Erst die Datenqualität und diese verbunden damit, dem Datenlieferanten vertrauen zu können und deshalb keine aufwändige Quellenauswahl unternehmen zu müssen, belegt die Informationen mit einem Mehrwert.

Dasselbe gilt für die kontinuierliche Bereitschaft und persönliche Verfügbarkeit zur Kommunikation. Vor dem übermäßigen Gebrauch von E-Mail-fähigen Handys warnt jetzt eine Studie der Universität Sankt Gallen. Ihre Folgen seien vermehrte Konflikte im Privatleben, weil sie von menschlich-interaktiven Prozessen ablenken würden. Auch im Arbeitsleben seien sie eher hinderlich als fördernd. Sie würden Leitungspersonen dazu verleiten, alle Arbeitsschritte ihrer Kollegen begleiten und beeinflussen zu wollen, und Mitarbeiter dazu bringen, sich aus der Verantwortung dadurch zu stehlen, dass sie ihre Arbeitsschritte kommunizieren und die Adressaten in eine Mitverantwortung zwingen.

Kommunikationsflut führt zu privaten Konflikten, tecchannel 29.10.2007

Das Thema ist nicht neu und der erste Ernst zu nehmende Kritiker wider die bedenkenlose Kommunikationswut war Freyermuth.
 

 
Es betrifft aber auch die Diskussion über das elektronisch unterstützte Informationsmanagement. Dokumentenmanagementsysteme - DMS - sind, mit Verlaub, erst einmal "doof". Sie bieten den einfachen und schrankenlosen Zugang zu (betrieblichen) Informationen und das völlig unabhängig von der Bedeutung der Information. Sie gleichen damit Suchmaschinen, die Informationen zumeist nur nach ihrer Aktualität präferieren, nicht aber nach ihrer Relevanz.

Diese Nachteile kann nur ein Wissensmanagement beseitigen. Es verlangt nicht nur nach einer intelligenten und aufwändigen (elektronischen) Informationsverarbeitung, sondern auch nach der Mitarbeit des Informationsproduzenten, der die Relevanz und die Ausrichtung seiner Information (z.B. durch Verschlagwortung) "verarbeiten" muss, und nach Informationsbrokern, die mit fachkundiger und intellektueller Arbeit Informationen bewerten, verknüpfen, zusammen fassen und verwerfen. Sie müssen Datenqualität schaffen.

Vor diesem Aufwand, hochwertiges Personal für die Qualitätssicherung für die Informationsverwaltung abzustellen, drücken sich alle Unternehmen und Institutionen, die ich in der Vergangenheit kennen gelernt habe.
 

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08.10.2007: Das mit einem "Farbstrudel"  verfremdete Gesicht auf einem Foto eines Kinderschänders soll von nicht genannten "deutschen Experten" im Auftrag von Interpol wieder erkennbar gemacht worden sein:

Verfremdete Aufnahme eines mutmaßlichen Kinderschänders rekonstruiert, Heise online 08.10.2007

Auch der Verfasser der Meldung fragt: Geht das überhaupt? Im Übrigen stellt er die Frage, ob nicht vielleicht die "künstlerische Freiheit" der Rekonstrukteure falsche Wiedergaben hervorgerufen haben könnten.

Bei genauer Überlegung könnte sogar die Wiederherstellung des Originalzustandes oder eine ganz nahe Version davon möglich sein.

Wenn der Täter mit einem Grafikprogramm gearbeitet hat und das Pinsel-Werkzeug genommen hätte, wären alle "alten" Pixel ersetzt worden. Wenn er das Bild dann auch noch händisch mit einem Rahmen kopiert und in eine neue Datei eingefügt hätte, dann, so vermute ich, wäre auch die dokumentinterne Historie verschwunden gewesen.

Das hat er wohl nicht getan, sondern das Verfremdungswerkzeug "Farbstrudel" verwendet. Dahinter steckt ein mathematischer Algorithmus, der wegen seiner Eigenschaften in aller Regel mit Variablen verändert werden kann.

 
Zwei Wege kann ich mir vorstellen, wie der Originalzustand wieder hergestellt werden kann:

Man liest die Historie über die Änderungen am Bild aus und macht sie rückgängig. Das geht aber nur bei solchen Bildformaten, die tatsächlich die Historie im Dokument speichen. Das machen nur spezielle Formate, die für die arbeitsteilige Bildbearbeitung bestimmt sind und gängige wie zum Beispiel "JPG", soweit ich weiß nicht.

Der mathematische Algorithmus ist jedoch bekannt und wenn nicht in seinen Einzelheiten, so doch im Grundsatz. Damit ist klar, dass die Verfremdung starren Regeln folgt und keinem Zufall. Das wiederum ermöglicht es - mit vielen Versuchen und Irrtürmern - den Prozess umzukehren. Wenn man dabei die richtigen Variablen findet, dann müsste es tatsächlich möglich sein, den Originalzustand wieder herzustellen.

Sogar Kontrollmechanismen sind denkbar: Benachbarte Bildpunkte haben jedenfalls dann gleiche oder sehr ähnliche Eigenschaften, wenn sie zu einem gleichartigem Hintergrund gehören (Himmel, Wand). Solche gleichen oder gleichmäßig fließenden Eigenschaften in der Helligkeit und Farbe von Bildpunkten könnten für eine Feinabstimmung genutzt werden.

Das Ganze scheint tatsächlich möglich zu sein!

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16.10.2007: Zwei Hinweise, die ich bekommen habe, sind nachzutragen:

Eine zusätzliche Verfremdung tritt bei den meisten Grafikprogrammen durch das Antialiasing ein. Nach der Veränderung eines Bildbestandteils versucht das Programm, den veränderten Teil harmonisch in den Hintergrund einzupassen. Das bedeutet, dass die umliegenden Pixel geglättet werden, wobei grundsätzlich eine Weichzeichner-Funktion zum Einsatz kommt. Das mittlere Bild in der gestrigen Meldung macht das sehr deutlich. Die Abbildung wirkt trotz der professionellen Feinarbeit verschwommen.

Trotzdem: Hut ab! vor der Leistung!
 

Der zweite Faktor ist die Eigenschaft des JPG-Formats, aber auch anderer Formate, die Bildinformationen auf Kosten der Pixelpräzision zu glätten und damit zu verfremden. Die Überlegung dabei ist logisch und völlig richtig: Das Auge und die Bildverarbeitung im Gehirn verwenden ihre eigenen Routinen, um das Bildganze zu erfassen und Details zu erkennen. JPG setzt die Praktiken ein, die für die Kompressionen von anderen Dateien entwickelt wurden. Wenn ein Fleck aus "Rot" besteht, dann werden nur seine Ausmaße definiert. Wenn es einen mathematisch gleichmäßigen Farbverlauf gibt, so wird nur er gespeichert - und Abweichungen gesondert eingesetzt.

Diese Beispiele zeigen, dass die Rückentwicklung von Bildverfremdungen im Einzelfall äußerst kompliziert sein kann. Aber sie funktioniert, wenn Fachleute am Werk sind.
 

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24.09.2007: Die Namen von Personen der Zeitgeschichte dürfen zwar bei einem besonderen Interesse der Öffentlichkeit genannt werden, müssen aber nach sechs Monaten wieder aus den Online-Archiven entfernt werden. Das ist die Grundaussage einer Entscheidung des (in Internet-Fragen berüchtigten) Landgerichts Hamburg, folgt man dem Beitrag in :

Peter Mühlbauer, Hamburger Pressekammer schützt Schwerverbrecher. Muss das deutsche Internet bald ohne die Namensnennung von Serienmördern auskommen? Telepolis 22.09.2007
 

 
Die mediale Berichterstattung hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum Internet verlagert. Klassische Archive sind heute fast überwiegend digital. Ihre Handhabung ist einfach und schnell, dafür sorgen Suchmaschinen und Datenbanken, so dass ein berechtigtes Interesse für Daten- und Persönlichkeitsschutz besteht.

Die Kehrseite davon ist das digitale Vergessen, das dann einsetzt, wenn Daten unwiederbringlich gelöscht, bereinigt und geglättert werden müssen. Gebt künftigen Historikern und an uns Interessierten die Chance, uns und unser Handeln zu begreifen, indem sie auf echte Fakten und nicht nur auf geschwärzte, nichts aussagende Werbespots zugreifen dürfen. Die richtige Strategie dafür fehlt noch - und dennoch breche ich einen Stab für die Archivare!
 

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04.09.2007: Das Kunstprojekt picidae.net wandelt Websiten und die auf ihnen angebrachten Links in Grafiken um, so dass sie nicht als zensierte Seiten erkannt werden können. Es richtet sich damit besonders gegen die Zensurpraxis in China.

 Mit Schnappschüssen durch die Große Firewall, Heise online 04.09.2007
 

 

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23.08.2007: Die letzten 40 Jahre sind davon geprägt, dass immer mehr staatliche, öffentliche, unternehmerische und private Daten nicht mehr auf Papier dokumentiert wurden, sondern in digitaler Form. Lochkarten, Lochstreifen, frühe Magnetspeicher und Floppy-Disks sind heute nicht mehr oder kaum noch lesbar. Unsere Epoche könnte später als das "große Loch" bezeichnet werden, weil aus der Ära der frühen Digitalisierung kaum noch Daten und Informationen erhalten geblieben sind. Und tatsächlich haben alle, auch die heute üblichen Speichermedien wie CD, DVD, USB-Stick und Festplatten, nur eine beschränkte Haltbarkeit. Bei magnetischen Medien wie Festplatten, Magnetbänder und Disketten können die ersten Wiedergabefehler nach 3 bis 5 Jahren und bei optischen Medien wie CD und DVD nach 10 bis 20 Jahren auftreten. Ob die dann übliche Technik die Medien überhaupt noch lesen kann, ist eine ganz andere Frage.


Die Ersten, die mit diesem Problem gekämpft haben, sind die Archivare. Sie fordern seit Jahren eine dauerhafte Speicherung in urtümlich anmutenden Dateiformaten. Aus gutem Grund. "TIF" ist ein pixelorientiertes Grafikformat, bei dem jeder Bildpunkt wegen seiner Farbe einzeln definiert wird. Es braucht zwar den größten Speicherplatz, bietet aber die Chance, Bilder im wahrsten Sinne "Punkt für Punkt" zu rekonstruieren, ohne zunächst die Kompressionsverfahren wie zum Beispiel "jpeg" oder - wegen reiner Textdokumente - merkwürdige Schöpfungen marktbeherrschender Unternehmen wie "doc" anwenden zu müssen, um an die verschlüsselten Inhalte heran zu kommen.

Im Flugzeugbau müssen die Konstruktionszeichnungen, Berechnungen und sonstigen Pläne mindestens 50 Jahre zur Verfügung stehen. So lange braucht es nämlich von der Konstruktion über die Produktion bis zur Außerbetriebnahme der letzten Maschine. Wenn dazu digitale Daten gebraucht werden, dann müssen sie auch korrekt, vollständig und vor Allem lesbar sein.
 

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Die digitale Signatur ist eine innovative Sache. Die Daten in den Handelsregistern, Grundbüchern oder notariellen Urkunden müssen wegen ihres Beweiswertes mindestens 100 Jahre (Erbpacht) überdauern. Es gibt deshalb bereits Notariate, die digitale Daten nicht nur mehrfach (redundant) vorhalten, sondern auch in kontinuierlichen Abständen auf "frische" Speichermedien kopieren und an die aktuellen Anwenderprogramme anpassen.

Wegen des Formats "PDF" experimentiert die Firma Adobe mit einer Version für die Langzeitarchivierung - darum geht es nämlich. Ob es wirklich in der Lage sein wird, 40 Jahre und länger "frisch" zu bleiben, ist offen.

Der richtige Durchbruch steht noch aus. Eine reelle Chance hat das Speicherformat "XML". Es baut auf dem für Webseiten gebräuchlichen HTML-Format auf, das für seine Einfachheit bekannt ist (aber auch seine Ausrutscher hat), und trennt Inhalt und Darstellung voneinander. Das hat einen bedeutenden Vorteil: Selbst wenn die grafische Darstellung nicht "Punkt für Punkt" wieder hergestellt werden kann, so sind doch die Inhalte in ihrer einfachsten Form rekonstruierbar.
 

 
Diese Meldung ist fast ein Essay geworden, weil bei Technology Review folgender Artikel erschienen ist:

  

Gregor Honsel, Hundert Jahre auf Band, Technology Review 23.08.2007

Das digitale Gedächtnis der Welt soll online nutzbar werden, Heise online 20.10.2007

Kai Hamann, Kostenlose Ratgeber: Digitale Langzeitarchivierung. Nestor, tecchannel 16.06.2008

Nestor
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© Dieter Kochheim, 11.03.2018