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September 2008
Kriminalität 05.09.2008 Kriminalitätsstatistik
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Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat bereits im April 2008 eine Studie veröffentlicht, die sich besonders der Kriminalität von Aussiedlern widmet (1).

Ihre Ergebnisse erregen keine Aufregung. Der Anteil nichtdeutscher Straftäter in der Polizeilichen Kriminalstatistik - PKS - sank zwischen 1993 und 2006 kontinuierlich. Die Straftaten nichtdeutscher Tatverdächtiger haben ihre Besonderheiten, weil sie sich auch nach aufenthaltsrechtlichen Vorschriften strafbar machen können (siehe nachfolgendes Zitat).

Aufgrund von verschiedenen Sonderuntersuchungen kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass vor allem junge männliche Aussiedler (mit deutscher Staatsangehörigkeit) im Zusammenhang mit Gewalt- und Drogendelikten eine Risikogruppe bilden (S. 20 pp.).
 

 
Klare Ergebnisse liefert die Studie hingegen nicht. Ihre Basis liefert die starre PKS und Sonderuntersuchungen, die nicht völlig vergleichbar sind. So endet sie denn auch eher mit Empfehlungen für künftige Untersuchungen als solche für die Politik und die Strafverfolgung.

Die Studie hinterlässt den Eindruck von Hilflosigkeit. Sie ist entweder falsch angelegt worden, weil ihr Basismaterial unzureichend und ohne Aussagekraft für den Untersuchungsgegenstand ist, oder ermutigend, weil sie keinen sozialen Sprengstoff offenbart hat.
 

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Betrachtet man die Anteile nichtdeutscher Tatverdächtiger an bestimmten Straftatengruppen, so zeigt sich, dass deren Anteile insbesondere bei Delikten mit hohem Organisationsgrad relativ hoch sind. Dies trifft etwa auf das Einschleusen von Ausländern, Taschendiebstahl, gewerbsmäßige Bandenhehlerei, Glücksspiel, Menschenhandel und Handel mit Kokain zu. Bei diesen Delikten liegen die Anteile nichtdeutscher Tatverdächtiger bei über 50%. Überproportional hoch ist der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger auch im Deliktsbereich Urkundenfälschung (40,9%); diese Delikte haben häufig einen Zusammenhang mit der aufenthaltsrechtlichen Illegalität von Ausländern (Fälschung von Pässen und Visa). Bei der Gewaltkriminalität lag der Anteil Nichtdeutscher bei 24,8%, darunter Mord und Totschlag mit einem Anteil von 28,0%, bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung bei 24,0%. Weit unter dem Durchschnitt liegen die Tatverdächtigenanteile Nichtdeutscher dagegen zum Beispiel bei Wettbewerbs-, Korruptions- und Amtsdelikten, Brandstiftung/Herbeiführen einer Brandgefahr, Verletzung der Unterhaltspflicht, Sachbeschädigung, Veruntreuungen oder Straftaten gegen die Umwelt.
 

Eine Differenzierung der nichtdeutschen Tatverdächtigen nach dem Anlass des Aufenthalts ergibt folgendes Bild: Die Anzahl tatverdächtiger Asylbewerber ist 2006 gegenüber dem Vorjahr um 20,0% und ihr Anteil an den nichtdeutschen Tatverdächtigen von 10,2% (2005) auf 8,2% gesunken. Hier spiegelt sich auch der Rückgang der Asylbewerberzahlen wider. Leicht zurückgegangen ist auch die Anzahl der sich illegal in Deutschland aufhaltenden Tatverdächtigen (um 0,2%). Allerdings ist ihr Tatverdächtigenanteil wieder von 12,5% auf 12,8% angestiegen, nachdem dieser von 2001 bis 2005 kontinuierlich gesunken war. Bei den tatverdächtigen Asylbewerbern ist zu berücksichtigen, dass 22,8% gegen das Aufenthalts- und das Asylverfahrensgesetz verstießen. Gegen fast ein Fünftel (19,3%) aller tatverdächtigen Asylbewerber wurde wegen Ladendiebstahls ermittelt. Auffällig ist, dass immerhin 12,2% aller Tatverdächtigen bei illegalem Handel mit und Schmuggel von Kokain, 7,4% bei illegalem Handel mit und Schmuggel von Heroin, 6,7% bei Taschendiebstahl und 3,9% bei Mord und Totschlag Asylbewerber waren, während ihr Anteil an allen (deutschen und nichtdeutschen) Tatverdächtigen bei 1,9% lag.
 
 
In der Gruppe der „sonstigen“ nichtdeutschen Tatverdächtigen sind unterschiedliche Aufenthaltsanlässe wie etwa abgelehnte, aber geduldete Asylbewerber oder Flüchtlinge zusammengefasst. Diese Gruppe hat um 2,8% zugenommen und stellt 42,0% der nichtdeutschen Tatverdächtigen. Die Gruppe der „Sonstigen“ war unter den ermittelten nichtdeutschen Tatverdächtigen mit einem Anteil von 52,1% bei Heroinhandel und -schmuggel, von 48,7% bei Kokainhandel und -schmuggel und von 55,7% bei Mord und Totschlag vertreten. Bezogen auf alle Tatverdächtigen waren die „sonstigen“ nichtdeutschen Tatverdächtigen an Taschendiebstahl mit 29,8%, an gewerbsmäßiger Bandenhehlerei mit 28,6%, an Kokainhandel und -schmuggel mit 23,5%, an Heroinhandel und -schmuggel mit 16,8%, an schwerem Menschenhandel mit 14,6%, an Raubdelikten mit 14,5% und an Mord und Totschlag mit 14,0% beteiligt.
 
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(1) Sonja Haug, Tatjana Baraulina, Christian Babka von Gostomski, Stefan Rühl, Michael Wolf, Kriminalität von Aussiedlern. Eine Bestandsaufnahme, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge März 2008 (280 KB)
  

 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018