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Eine aktuelle Broschüre des Bundesamtes für Sicherheit in der
Informationstechnik - BSI - behandelt die Sicherheitsfragen im
Zusammenhang mit der Mobilfunkkommunikation
(1).
Mit dem vom BSI gewohnten technischen Sachverstand birgt das Dokument
beachtliche Erkenntnisse. Zwei Beispiele im Zusammenhang mit der
Positionsbestimmung in Mobilfunknetzen (Location-Based Services) belegen das.
Die Mobilnetzbetreiber haben ihre Technik darauf eingestellt,
standortbezogene Informationen zu Werbezwecken zu verwenden. Dazu ist es
erforderlich, dem Endgerät und damit dem Kunden präzise Hinweise auf
Restaurants oder andere Gelegenheiten zum Geld ausgeben zu geben, die er
unmittelbar erreichen kann.
Die gröbste Information ist die, in welcher
Funkzelle sich das Endgerät befindet. Ihre Größe schwankt zwischen
Radien von 100 m in Metropolen bis 35 km in schwach besiedelten
Landschaften (S. 102).
Funkzellen (Cell ID - CID) werden meistens in Idealform als Waben
oder kreisförmige Umgebungen um die Funkmasten beschrieben. Das sind sie
in aller Regel nicht. Nicht der Funkmast sendet und empfängt, sondern
die an ihm angebrachten Antennen. Ihre Abstrahlbreite (Kegelbreite), das
BSI spricht insoweit von Sektoren, und ihre vertikale Ausrichtung werden
eingestellt, so dass die Funkzelle eigentlich immer eine
unregelmäßige Form hat. Die Gestalt der Funkzelle wird zudem von
landschaftlichen Eigenschaften und Gebäuden beeinflusst.
11.03.2009: Ein tiefsinniger Aufsatz bei
beschreibt die
messtechnischen Methoden
(2).
Sie sind noch sehr ungenau.
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Der
Sektor lässt mit einer größeren Streubreite die Himmelsrichtung
erkennen, in dem sich das Endgerät befindet (CID mit Sektor)
Überraschend ist, dass auch die Signallaufzeit (Timing Advance - TA)
ziemlich genau gemessen und die Entfernung des Endgeräts zur Antenne
ermittelt werden kann. Aus der Kombination der Daten vom Sektor und der
Signallaufzeit lässt sich der Standort des Endgerätes schon sehr
genau bestimmen (CID mit Sektor und Timing Advance).
In GSM-Netzen (Global System for Mobile Communications) lässt sich sogar
der Winkel innerhalb des Sektors bestimmen, in dem sich das Endgerät
befindet (S. 105 f.). Innerhalb einer gewissen Fehlerbreite ist dadurch
eine fast punktgenaue Ortung möglich (zusätzlich mit Winkelmessung). Noch präziser wird die
Standortbestimmung, wenn die Daten aus verschiedenen Funkzellen
kombiniert werden.
Fazit
Durch die genaue Messung der Signallaufzeit ist eine sehr präzise
Entfernungsbestimmung zur Sektorantenne möglich. Das schafft im
Zusammenwirken mit der Winkelbestimmung in GSM-Netzen oder der
Kombination der Daten von benachbarten Sektorantennen eine
Standortbestimmung, die an das GPS heran reicht.
Faszinierend.
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(1)
Öffentliche Mobilfunknetze und ihre Sicherheitsaspekte;
BSI, Öffentliche Mobilfunknetze und ihre
Sicherheitsaspekte, BSI 08.09.2008
(2)
Axel
Sikora, Standortbestimmung in Funknetzen,
tecchannel 11.03.2009
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16.01.2009: In ländlichen Gebieten werden zu lastschwachen Zeiten
Funkzellen gelegentlich abgeschaltet. Dabei übernehmen die benachbarten
Funkzellen auch die Versorgung der abgeschalteten. Diese wirtschaftliche
Form des Roamings ist bei der Positionsbestimmung zu berücksichtigen.
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