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Juli 2009 |
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Gewalt im Knast |
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Auch Mühlbauer spricht von Soziopathen und gerichtlich zertifizierte Gewaltexperten ..., die in Milieus wie Gefängnissen oder dem Militär durchaus bestimmendere Rollen einnehmen können. Die Probleme, denen sich der Justizvollzug ausgesetzt sieht, sind vielfältig und sie werden sich nicht mit einfachen Maßnahmen lösen lassen. Die Schlaglichter deuten das an: Gefangene bilden bereits für sich eine besondere Bevölkerungsgruppe, weil nicht jeder dazu wird. Bevor gegen einen Täter Freiheitsstrafe vollstreckt wird, muss er schon einige oder sehr schwere Taten begangen haben. Anders gesagt: Es sind nicht die freundlichsten und friedlichsten Menschen, die zu Gefangenen werden. Sie sind ganz überwiegend männlich. Ihr Bildungs- und Sprachniveau ist im Allgemeinen unterdurchschnittlich. Es gibt einen großen Anteil kranker und sozial auffälliger Gefangener mit besonderen Karrieren als Opfer, Abhängiger oder Verlierer. Gemeinsame soziale, kulturelle und sprachliche Herkünfte begünstigen Gruppenbildungen und Rivalitäten.
Und nicht zuletzt: Knast ist eine Ausnahmesituation und geprägt von
Unterwerfung, Anpassung und Trennung von der gewohnten Lebensumgebung. |
Mitarbeiter einer JVA suchten vor etlichen Jahren nach einem Leitbild für den Vollzug, bis einer der Mitarbeiter einfach nur sagte: Es wäre doch schön, wenn es bei uns nicht immer so stinken würde. Daraus wurde eine besondere Knastphilosophie, die auf der einen Seite an Schweinchen Dick erinnert: ... und immer schön sauber bleiben! Sie verlangt von den Gefangenen die strikte Einhaltung von Regeln, zu denen auch Pünktlichkeit, Sauberkeit und Ordnung in den Zellen gehört. Das mag sehr bürgerlich und altbacken klingen und ist knallhart, hat aber auch eine positive Kehrseite: Jeder Gefangene bekommt zunächst alle Vergünstigungen, die das Vollzugsrecht zulässt. Mit jedem Regelverstoß werden die Vergünstigungen gekürzt und der Gefangene muss sich durch sein regelrechtes Verhalten die Vergünstigung erst wieder erarbeiten. Er erfährt dabei am eigenen Leibe, was er an Freiheit verliert, so dass bereits kleine Kürzungen unmittelbar gespürt werden.
Diese Strategie ist kein Allheilmittel und sie ist allein deshalb kein
dauerhaftes Modell, weil die Welt draußen so nur funktioniert, wenn es
um Fragen der Wirtschaftlichkeit geht. Sie ist jedoch eine konsequente
Umsetzung des pädagogischen Grundsatzes, niemals mit einer Konsequenz zu
drohen, die man hinterher nicht umsetzt. Diese Konsequenz würde ich mir
angesichts wortgewaltiger Drohungen von Richtern und anderen
Entscheidungsträgern wünschen, die sich im Nachhinein als leere
Sprechblasen erweisen. Die Adressaten ziehen ihre eigenen Schlüsse
daraus: Es geht doch! |
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Anmerkungen | ||||
(2) Wolfgang Wirth, Gewalt unter Gefangenen. Kernbefunde einer empirischen Studie im Strafvollzug des Landes Nordrhein-Westfalen, KrimD 22.12.2006
(3)
(2), S. 23 |
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Cyberfahnder | ||||
© Dieter Kochheim, 11.03.2018 |