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  Was haben 
		bewaffnete private Söldner in einem Kriegsgebiet zu suchen? 
		  Frank 
		Schätzing hat dazu seine Meinung gesagt  (1): 
		Sie erledigen die Dreckarbeit, mit der die Krieg führenden Staaten nicht 
		in Verbindung gebracht werden wollen. Das US-amerikanische Sicherheitsunternehmen Blackwater hatte 2007 
		rund 1.000 Mitarbeiter im Irak im Einsatz. Sie
		 bewachen nicht nur Politiker, Diplomaten und andere VIPs, sie 
		übernehmen auch Aufgaben, die eigentlich die amerikanische Armee selbst 
		ausführen sollte, aus Personalmangel aber nicht dazu imstande ist ...  (2). 
		Bei ihrem Einsatz kommt es auch 'mal zu kollateralen Schäden  (3), 
		wenn etwa Söldner bei der Sicherung eines Konvois 8 Zivilisten 
		erschießen  (4). 
		Das war kein Einzelfall  (5).  Zwischen 2005 und 2008 soll Blackwater mindestens 1,2 Milliarden 
		Dollar vom Pentagon erhalten haben  (6). 
		Das schließt den Auftrag mit ein, in Afghanistan  hohe 
		al-Qaida- oder Taliban-Führer zu töten (bevor die CIA ins Land kam)  (7). Blackwater ist nicht das einzige Sicherheitsunternehmen, das derlei 
		Dienste anbietet. Die Nachfrage ist groß 
		 (8). Allein im Irak sollen mehr als 
		190.000 Auftragnehmer (contractors) im Einsatz gewesen sein  (9). 
		 Um 
		Blackwater war es ruhig geworden, aber nur, weil das Unternehmen im 
		Februar 2009 zu Xe Services umbenannt wurde  (10). 
 
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  Die 
		Vergangenheit hat das Söldner-Unternehmen wieder eingeholt, als jetzt 
		bekannt wurde, dass zu Blackwaters Kriegsspielplatz auch Deutschland 
		gehört hat  (11). Bereits seit 1998 soll die CIA den Syrer mit deutscher 
		Staatsangehörigkeit, Mamoun Darkazanli, im Verdacht gehabt haben, 
		irgendwie an den al-Qaida-Anschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und 
		Tansania beteiligt gewesen zu sein. Seither soll er unter der 
		Beobachtung in- und ausländischer Geheimdienste gestanden haben. Seit 
		2004 soll sich die CIA zurück gezogen haben und Blackwater die 
		Beobachtung der Zielperson überlassen haben,
		 um die beste Gelegenheit zu finden, um ihn zu verschleppen oder zu 
		töten  (12). 
		Dazu ist es zum Glück nicht gekommen. Mit ausschlaggebend dafür könnte das Verbot des BVerfG von 2005 
		gewesen, Darkazanli zur Strafverfolgung nach Spanien auszuliefern 
		 (13). 
		Das BVerfG hat den  Art. 
		16 Abs. 1 S. 1 GG in Erinnerung gerufen und den einschränkenden, 
		seit 2000 geltenden Satz 2 seinerseits eingeschränkt. Danach 
		dürfen Deutsche jedenfalls nicht wegen solcher Straftaten an andere 
		europäische Länder ausgeliefert werden, die einen starken Inlandsbezug 
		haben. Für ihre Verfolgung gilt  § 7 
		Abs. 2 StGB.  
		 Die 
		Selbstverständlichkeit, mit der sich die USA über die Souveränität 
		anderer Staaten hinwegsetzt, ist immer wieder bemerkenswert. Mehr sei 
		nicht gesagt.  
		 Den 
		anderen Aspekt, die Privatisierung des staatlichen Gewaltmonopols, 
		kennen wir auch hier, was es nicht besser macht. Martialisch 
		ausstaffierte und auftretende Sicherheitsdienstler bewachen Unternehmen, 
		öffentliche Räume und machen die Sicherheitskontrollen in Flughäfen. Ob sie dafür immer die richtige Ausbildung und Vertrauenswürdigkeit 
		haben, bleibt eine unbeantwortete Frage.
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  Union molders at the plant had been locked out since early February and 
		the predominantly Irish-American workers at McCormick had come under 
		attack from Pinkerton guards during an earlier strike action in 1885.  (20) 
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  Die 
		Tradition, heikle Aufgaben privaten Sicherheitsunternehmen zu 
		übertragen, geht in den USA bis auf die Detektei Pinkerton zurück  (14). 
		Sie wurde 1850 gegründet und 1999 von dem schwedischen Konzern Securitas 
		AB aufgekauft. 
		 Im 
		19. Jahrhundert wurde das Unternehmen besonders durch seine Selbstjustiz 
		als Werkschutz berühmt. Myers  (15) 
		beschreibt die "Pinkertons" als bewaffnete Mietlinge:  Meuchelmörder und andere wüste, gewissenlose Männer, die 
		erbarmungslos schossen und töteten  (16). 
		Seine Leute wurden immer wieder auch als agents povocateur verdächtig. 
		Schließlich verdanken wir dem Unternehmen den 1. Mai als 
		internationalen Feiertag. 
		 Ursprünglich geht der 1. Mai auf Demonstrationen von Arbeitern im Jahr 
		1856 in Australien zurück, die den Acht-Stunden-Tag forderten  (17). 
		Weltweite Beachtung fand jedoch erst der erfolgreiche Aufruf zum Streik, 
		der 1886 auf dem Heumarkt in Chicago erfolgte  (18). 
		Vier Tage später fanden die Demonstrationen ein blutiges Ende, dessen 
		Hintergründe nie richtig geklärt wurden. Einer der Demonstranten soll 
		eine Bombe gezündet haben, worauf es zur Eskalation mit mehreren Toten 
		gekommen ist  (19). 
		 Nicht die 
		deutsche, wohl aber die englischsprachige  verrät 
		uns, dass die Provokation von den Pinkertons ausgegangen sein dürfte  (20). 
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   Die deutsche  betrachtet Pinkerton auch im Zusammenhang mit seiner Befassung in der 
		Literatur  (21). Der prominenteste Autor dürfte Arthur Conan Doyle sein, der die 
		Detektei zu seinem Thema machte 
		 (22). Ich will die Bedeutung Doyles nicht schmälern, aber heftiger zu 
		Gericht mit den Pinkertons und den Unternehmern, die sie beauftragten, 
		geht Jack London 
		 (23). 
		Er hat wunderschöne Abenteuerromane über den Goldrausch, die Seefahrt 
		und die gebirgswäldlerische Einsamkeit geschrieben. Lange vor Wallraff 
		und anderen Sozialreportern verbrachte er auch lange Zeit im Londoner 
		East End und hinterließ einen Bericht, der beispielslos ist  (24), 
		weil er das Erlebte hautnah referiert. London ist, für seine Zeit nicht 
		ungewöhnlich, aber gefährlich, ein Sozialrevolutionär. Mit der Eisernen Ferse von 1908 begibt sich London in die 
		sozialistische Zukunft und blickt von dort zurück auf die 
		Kämpfe der sozialen Revolution 
		 (25). 
		Er lässt kein gutes Härchen an den Pinkertons - sie waren für ihn die 
		Werkzeuge des Klassenfeindes. Kann man es ihm verdenken? Kerle, die gewissenlos sind und für Geld 
		töten. Worin unterscheiden sie sich von den heutigen Söldnern? Haben sie 
		heute mehr Gewissen?  
		 Diese 
		Fragen kann ich nicht beantworten.   | 
    
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  (1) 
		Frank Schätzing, Die dunkle Seite, Köln 1997 Bestellung bei
   
  Die dunkle Seite (Kurzvorstellung)
 
		
		 (2)    Thomas Pany, Persilschein für Blackwater? Telepolis 
		18.09.2007 
		
		 (3)  Begleitschaden 
		
		 (4)  (2) 
		
		 (5)  Chicago Tribune, Blackwater case in Iraq puts U.S. officials in vise, 
		18.09.2007 
		
		 (6)    Florian Rötzer, Outsourcing des Krieges, Telepolis 
		Florian Rötzer 03.09.2009 
		
		 (7)    Florian Rötzer, Blackwater mit geheimen Tötungsauftrag 
		in Pakistan für Obama? Telepolis 25.11.2009 
		 (8)    Florian Rötzer, Privatisierung des Kriegs, 
		Telepolis 14.08.2008 
  Für den Irak-Krieg haben private Dienstleister seit 2003 insgesamt 
		85 Milliarden US-Dollar von US-Ministerien, vor allem vom Pentagon, 
		eingenommen. 
		 (9)  Andrew Tilghman, Massive Private Contractors' Role In 
		Iraq Documented By New Congressional Report, TPMMuckraker 12.08.2008 
		 (10)  Xe 
		 (11)    Florian Rötzer, Blackwater und die Killerkommandos der 
		CIA, Telepolis 05.01.2010 
		 (12)
		ebenda  (11) 
		 (13)    BVerfG, Urteil vom 18.07.2005 - 2 BvR 2236/04 
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  (14)  Pinkerton 
		
		 (15) 
		Gustavus Myers, Money. Die großen amerikanischen Vermögen, 1916; Cover der Taschenbuchausgabe bei Zweitausendeins, 1979;
 antiquarisch bei
     
		
		 (16)  (15), S. 721;  Großzitat 
		
		 (17)  Erster Mai 
		
		 (18)  Haymarket Affair 
		
		 (19) 
		ebenda  (18) 
		
		 (20)  May Day parade and strikes; siehe auch Zitat
  oben links. 
		
		 (21)  Wirkung auf die Literatur 
		
		 (22) 
		Arthur Conan Doyle, Das Tal der Angst, 1915; Cover der neuen Übersetzung von Hans Wolf, Haffmann 1986;
 Bestellung bei
   
		
		 (23)  Jack London 
		
		 (24) 
		Jack London, Volk am Abgrund; Cover der Ausgabe des Universitäts-Verlages P. Schmid, Berlin, 1928;
 wenige Angebote antiquarisch bei
    
		
		 (25)  Jack
		London, Die eiserne Ferse, 1908, veröffentlicht bei 
		Nemesis; Cover meiner individuell gebundenen Ausgabe aus den Zwanziger Jahren 
		(ohne den Anmerkungsapparat, der später in der DDR hinzugefügt wurde 
		(den habe ich auch - irgendwo).
 
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